1. FC Köln: Aufstieg perfekt – aber die Sorgen bleiben

Timo Horn vom 1. FC Köln. Foto: Imago Images / MaBoSport

Wo und wie Markus Anfang die letzte Aufstiegsetappe des 1. FC Köln erlebt hat, ist nicht überliefert. Der Ex-Trainer dürfte die Entwicklungen in seiner Geburtsstadt mitsamt der Rückkehr in die Bundesliga, die nach einem 4:0-Sieg bei Greuther Fürth am Montagabend dann doch frühzeitig perfekt war, aber mit einer Mischung aus Sarkasmus und Frustration verfolgt haben. 

59 Punkte hatte der FC unter ihm bis zu dessen Entlassung am 27. April geholt, und auch die hätten am Saisonende zum Aufstieg gereicht. Anfangs Ende – die sinnloseste Entlassung im deutschen Profifußball also? Keineswegs, hatte Armin Veh in der vergangenen Woche klargestellt. „Unser Saisonziel ist noch gefährdet“, sagte der Sportchef bei der Präsentation von Anfangs Nachfolger Andre Pawlak: „Wir müssen noch Punkte holen.“ Hätten sie nicht gemusst – dank des Schneckenrennens der Konkurrenz.

Der angesprochene Pawlak, der intern einen exzellenten Ruf besitzt und mit der Kölner Reserve in der Regionalliga West zuletzt von Erfolg zu Erfolg geeilt war, sieht sich derweil nicht nur als Übergangslösung des Aufsteigers – er traut sich durchaus auch die Rolle des Cheftrainers in der Bundesliga zu. „Das kann ich mir sicher vorstellen“, sagte der 48-Jährige mit Blick auf die kommende Saison, in der die Kölner ganz andere Aufgaben als noch in der 2. Bundesliga zu lösen haben.

Denn der Kölner Kader ist dann nicht mehr deutlich überlegen. Für den FC wird es nach dem sechsten Aufstieg wieder mehr auf die Defensive und eine gute Balance ankommen. Während sich Köln mit seiner Offensive mit Anthony Modeste, Simon Terodde und Jhon Cordoba in der Bundesliga nicht verstecken muss, bereitet die Abwehr Sorgen.

Wenn schon in der 2. Liga über 40 Gegentreffer zu Buche stehen – was soll erst passieren, wenn die Gegner Bayern München, Borussia Dortmund oder RB Leipzig heißen und die eigenen Stürmer nicht mehr so oft den Unterschied machen können?

Zudem herrschte zuletzt zwischen der Mannschaft und den Fans eine angespannte Atmosphäre, Aufstiegseuphorie wollte sich vor dem Fürth-Spiel nicht einstellen. Für den Anhang stand die Rückkehr ins deutsche Oberhaus schon vor der Saison fest, sie diskutieren lieber Personalfragen. Seit vergangener Woche auch die des neuen Trainers.

In dieser Debatte kreisen einige prominente Namen ums Geißbockheim. Der zwischenzeitlich gehandelte Bruno Labbadia, der mit dem VfL Wolfsburg zwar eine starke Bundesliga-Saison spielt, aber dennoch gehen wird, ist laut Kölner Medien keine Option. Dieter Hecking, derzeit noch beim Kölner Erzrivalen Borussia Mönchengladbach, wird hingegen genannt. Oder eben Pawlak, der nur drei Spiele Zeit hat, um seine Tauglichkeit nachzuweisen. 

Ironischerweise war der FC schon am Wochenende ohne eigenes Dazutun so gut wie aufgestiegen, weil die Verfolger SC Paderborn, Union Berlin und Hamburger SV allesamt verloren und die Tordifferenz pro Köln sprach. Doch anstatt sich auf die Schulter zu klopfen, betrachten die Kölner ihre Leistungen durchaus selbstkritisch. Eine „außergewöhnliche Saison“ hätte das Team wahrlich nicht gespielt, gab Jonas Hector im Sky-Gespräch zu – und sprach dem leidgeplagten Kölner Anhang wohl aus der Seele.