Als Felix Magath als Trainer und Manager in Personalunion neue Spieler gleich im Dutzend einkaufte, machte Schalke-Boss Clemens Tönnies einen Witz. Er sprach von einem „Knickbus“, den man für den riesigen Kader brauche. Jetzt kommt der eine oder andere Beobachter auf die Idee, das überlange Gefährt wieder aus der Garage zu holen. Damit das Team um das Team bei den Königsblauen Platz findet.
Es ist richtig: Als Folge der Katastrophensaison, die beinahe mit dem Abstieg endete, hat Schalke zahlreiche Neue verpflichtet. Nämlich Trainer, Co-Trainer, Kaderplaner, Lizenzspieler-Koordinator, Integrationshelfer, Assistent des Sportvorstands, Sportpsychologe, Videoanalyst. Nur Spieler noch nicht.
Dass der abgestürzte Vizemeister sich in der sportlichen Führung breiter aufstellt, ist dringend notwendig. Das hat die vergangene Spielzeit mit dem weitgehend beratungsresistenten Sportvorstand Christian Heidel und dem meist auf sich allein gestellten Jungtrainer Domenico Tedesco gezeigt. Sportliche Kompetenz im Management fehlte ebenso wie zeitgemäßes Scouting. Und die Unterstützung für einen unerfahrenen Cheftrainer, der gar nicht alle Brände gleichzeitig löschen konnte.
Schalke hat jetzt einen Ex-Profi als Bindeglied zwischen Mannschaft und Management eingestellt. Außerdem einen Wegbegleiter für die neuen Spieler aus anderen Kulturkreisen. Dazu zusätzliche Scouts. Da muss allerdings die Frage erlaubt sein: Warum erst jetzt? Wie kann sich ein Klub mit einem Umsatz von 350 Millionen Euro, der in zweieinhalb Jahren neue Spieler für insgesamt 160 Millionen kaufte, solch eklatante Defizite erlauben?
Denn Schalke hat die Entwicklung verschlafen. Hat geglaubt, es werde wie einst mit Rudi Assauer mit einem starken Mann funktionieren. Erst „Alleinherrscher“ Magath, zuletzt „Alleskönner“ Heidel – es hat zwei grandiose Fehlschläge gegeben. Vielleicht hat Schalke verstanden, dass ein Fußball-Bundesligist mit internationalen Ambitionen heute nicht mehr wie in den 1980er oder 1990er Jahren zu führen ist.
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