Mahnung an die DFB-Spitze: Was deutet Karl-Heinz Rummenigge da an?

Die Schlusspassage in einem Sport Bild-Interview mit Karl-Heinz Rummenigge hatte es in sich. Fast bin ich geneigt zu sagen: Zwischen den Zeilen gibt der Vorstandsvorsitzende des FC Bayern seine Bewerbung auf die DFB-Präsidentschaft ab. Ich betone: zwischen den Zeilen.

In der letzten Antwort seines Interviews fordert Rummenigge an der DFB-Spitze „eine Person, die den deutschen Fußball repräsentiert – national und international“. Danach listet er explizit die Eigenschaften auf, die diese Person haben muss, um dem Uefa-Präsidenten die Stirn zu bieten.

Der designierte Bundesliga-Aufsichtsratschef Peter Peters (Schalke) hat die offenbar nicht. „Es war vorauszusehen, dass Uefa-Präsident Ceferin beim Treffen mit Peters in Budapest dessen Vorschlag schmunzelnd ablehnen und so handeln würde.“ Deutschland bekam keinen neuen Platz im Fifa-Rat.

Karl-Heinz Rummenigge mit seinem designierten Nachfolger Karl-Heinz Rummenigge. Fotos: Imago Images / Sven Simon

Den Grund führt Rummenigge aus:

„Es muss jemand sein, der Gewicht und ein Netzwerk hat, den die Leute kennen und dem sie vertrauen. Netzwerk und Vertrauen erarbeitet man sich nicht in sechs oder zwölf Monaten, das ist ein langer Prozess, da muss man viel geleistet haben, um am Ende in solchen Gremien zu landen.“

Karl-Heinz Rummenigge in Sport-Bild

In Gedanken will er wohl, dass man hinzufügt: einen wie Rummenigge. In der Tat hat der ehemalige Weltklasse-Stürmer nicht nur Bayern München über Jahre geleitet, sondern auch in der Klubvereinigung ECA als Gegenpol zur Uefa maximalen Respekt erworben.

Anspruch auf Botschafterrolle?

Ob sein Anspruch auf den DFB-Platz in den internationalen Verbänden zwangsläufig in Verbindung mit der verwaisten Position als DFB-Präsident steht, sei dahingestellt. Man kann nur spekulieren. Sinnvoll klingt der Wechsel vom Bayern-Chefsessel in die Uefa- und Fifa-Gremien allemal.

Der Deutsche Fußball-Bund hat seit Reinhard Grindels Abgang keinen, der den weltweit größten Sportfachverband im Ausland gewichtig vertritt. Rummenigges Aufstieg zum deutschen Botschafter würde diese Lücke schließen und gleichzeitig Interessen des FC Bayern berücksichtigen.

Oliver Kahn hätte einen Verbindungsmann

Sein potenzieller Nachfolger Oliver Kahn hätte einen Verbindungsmann, um zum Beispiel die Geldverteilung aus der Champions League zielführender zu reformieren. Auch braucht er prominente Unterstützung, wenn Investorenmodelle hoffähig gestaltet werden müssen.

Rummenigge als DFB-Botschafter und Kahn als Bayern-Chef: Der Gedanke entwickelt einen gewissen Charme. Auf der Spielmacher-Konferenz zeigt Oliver Kahn, dass sein Gestaltungswille schon größer ausgeprägt ist, als seine Zurückhaltung beim Thema FC Bayern vermuten lässt.