Nach Polizei-Attacke: Warum Istanbul nicht das Champions-League-Finale wegnehmen?

Es ist ein Jahr her, dass Präsident Recep Tayyip Erdogan die Türkei zum Mittelpunkt des europäischen Fußballs erheben wollte. Für die türkische Bewerbung um die EM 2024 verlangte er von der Uefa “eine faire Beurteilung”. Die erfuhr seine Türkei auch. Den Zuschlag für die Europameisterschaft in fünf Jahren bekam Deutschland.

Heute muss man froh über die Abstimmung zugunsten des DFB sein. Was die Fans von Borussia Mönchengladbach bei ihrem Europacup-Spiel am Donnerstag in Istanbul erlebten, ist weder mit den Werten der Uefa noch mit den Werten des Islam zu vereinbaren. Völlig zu Recht fordert der Gladbacher Vereinsmanager Max Eberl eine Uefa-Untersuchung.

Die Polizei verbot alle Fanplakate, die das Wappen der Stadt Mönchengladbach trugen. Denn darauf war zu sehen: ein Kreuz als Zeichen des christlichen Glaubens. Nur zur Klarstellung: Hier geht es nicht um eine unnötige Provokation, die im Stadion nichts verloren hat, sondern um den Stolz auf eine Stadt, die deutsche Fußballgeschichte geschrieben hat.

Türkei zeigt Widerspruch zu den Uefa-Werten

Der Block der Mönchengladbacher Fans Ende August. Fotos: Imago

Man muss Max Eberl (“Das ist Polizei-Diktatur”) nicht zitieren, um die Empörung über den Eklat beim 1:1 gegen der Erdogan-Klub Basaksehir in Worte zu fassen und von der Uefa Konsequenzen zu fordern. Die Uefa selbst gibt die Richtung in ihrem eigenen Wertekanon unter Punkt 10 vor: “Null Toleranz gegenüber Rassismus.”

„Fußball eint die Völker und überkommt Unterschiede. Für die UEFA ist nur die Farbe des Trikots wichtig und so wird es auch immer bleiben. Rassismus und Diskriminierung werden in keinerlei Weise toleriert, genauso wenig wie Gewalt auf dem Spielfeld oder in den Zuschauerrängen. Der Fußball muss mit gutem Beispiel vorangehen.“

Aus dem Uefa-Wertekanon von 2009

Wer den Fußball und seine Bedeutung so offensichtlich mit Füßen tritt, muss die Folgen seiner Intoleranz vor aller Welt spüren. Nächstes Jahr im Mai soll erstmals seit 2005 wieder das Finale der Champions League in Istanbul stattfinden. Wenn die Uefa einen Rest an Aufrichtigkeit spürt, sollte sie den Austragungsort infrage stellen.

Man darf der Türkei die Entgleisung in der Europa League nicht durchgehen lassen. Die Uefa steht eh am Scheideweg. Uefa-Präsident Aleksander Ceferin kuschelt mit den falschen Leuten. Dieses Jahr fand ein Europacup-Finale in Baku, Aserbaidschan, statt, nächstes Jahr eins in Istanbul, Türkei, und danach in St. Petersburg, Russland. 

Alijew, Erdogan, Putin – die Menschenrechtsverletzungen im Namen dieser Präsidenten sind nicht dadurch zu rechtfertigen, dass dort das große Geld wartet. Die Uefa kann und muss ihr Verhältnis zu diesen Herrschern erklären. Gute Worte und der Willen zur Nähe reichen nicht mehr. Warum nicht das Champions-League-Finale wegnehmen? Es gibt bessere Gastgeber.

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