Hand drauf! Handregel verkommt zu einem Glücksspiel

Das Schalke-Spiel gegen Bayern München (0:3) wirft die wahrscheinlich unberechtigte Frage auf: Warum profitiert gerade der Rekordmeister von der nachlässigen Arbeit der Video-Schiedsrichter im Kölner Keller? 

Zweimal begehen Bayern-Profis ein Handspiel im eigenen Strafraum. Der Regelverstoß bleibt nicht nur ungeahndet. Der Video-Schiedsrichter Bastian Dankert verzichtet sogar auf eine Intervention. 

Wenn man großzügig ist, kann man beim ersten Handspiel Verständnis für Benjamin Pavard aufbringen. Der Bayern-Verteidiger dreht sich vom Schuss weg und kann nicht sehen, wie der Ball seinen Armen trifft.

Und das soll kein Handspiel sein? Der Schalker Daniel Caligiuri zirkelt den Freistoß rechts an der Mauer vorbei, Ivan Perisic spreizt den Arm so weit ab, dass er die Flugbahn des Balles entscheidend verändert. Der Pfiff bleibt aus. Foto: Imago / Hübner

Bei Ivan Perisic ist die Sachlage klarer. Der Bayern-Zugang springt in der Freistoßmauer hoch und vergrößert mit seinem Arm die Körperfläche, als der Schuss ihn trifft und vom Tor abgelenkt wird.

Der Elfmeterpfiff blieb in beiden Fällen aus. Es ist allein der Fairness des FC Schalke 04 zu verdanken, dass aus dem 0:3 gegen Bayern München keine Verschwörungstheorie gestrickt wird. Beide Fälle hatten das Zeug zum Skandal.

Denn auch das gehört zur Wahrheit: Wie kein zweiter Verein profitiert Rekordmeister Bayern München zurzeit von der mehr als skurrilen Arbeitsweise der Video-Schiedsrichter in der noch jungen Saison 2019/20.

Immer wieder profitieren die Bayern vom Videobeweis

Beim DFL Supercup Anfang August schritt der Video-Schiedsrichter nicht ein, als Joshua Kimmich an der Spielerbank eine Tätlichkeit an BVB-Profi Jadon Sancho beging. Der Bayern-Star kam mit Gelb davon.

Nun verzichtete Video-Assistent Bastian Dankert darauf, Schiedsrichter Marco Fritz zur Nachuntersuchung der Szenen an den Monitor zu schicken. Der hätte dann die Chance gehabt, seine Entscheidung zu revidieren.

Man weiß nicht mehr, wann ein strafbares Handspiel vorliegt. Eigentlich sollte die neue Formulierung der Handregel alles einfacher machen. Doch es liegt weiter in der Hand des Schiri-Gespanns, wann Hand Hand ist.

Was beide Fälle so heikel macht: Dankert ist nicht nur einer der schlechtesten Bundesliga-Schiedsrichter, über den sich die Kollegen liebend gerne das Maul zerreißen. Ärger mit Schalke hatte er aufgrund von Fehlentscheidungen schon öfter.

VAR-Diskussion zur Unzeit

Den DFB trifft die erneute VAR-Diskussion zur Unzeit. Erst kürzlich war Schiedsrichter-Chef Lutz-Michael Fröhlich erfreut darüber gewesen, dass man beim Eröffnungsspiel der Bayern gegen Hertha BSC (2:2) das Foulspiel an Robert Lewandowski entlarvt hatte.

Jetzt musste er in einer offiziellen Stellungnahme das Fehlverhalten beim Bayern-Sieg auf Schalke einräumen. So eine Diskussion kann dann sehr schnell unsachlich werden. In den Sozialen Medien ist längst von einer “Lex Bayern” die Rede.

Schalke-Trainer David Wagner darf, und er tat dies ohne Schaum vorm Mund, auf die DFB-Schulung verweisen, die exakt auf so strafbares Handspiel wie in den zwei Fällen verwiesen hatte. Mindestens der Perisic-Fall hätte einen Pfiff verdient gehabt.

So startet man ratlos in die Saison und kann immer noch nicht erklären, wann ein Handspiel ein Handspiel ist. Der DFB verdient Lob für seine kritische Selbstbetrachtung. Nur Schalke nützt das jetzt wenig. 

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