Wenn nicht alles täuscht und die Berichte aus England stimmen, wird David Wagner neuer Trainer des FC Schalke 04. Man kann dem Verein zu seinem Vorhaben nur gratulieren. Etliche Bundesligisten wollten ihn. Am Ende bekam Schalke laut Medienberichten den Zuschlag, wie es scheint.
Das Risiko, das die Schalker mit David Wagner als Trainer eingehen, ist enorm. Im Profifußball hat der Frankfurter genau zwei heldenhafte Taten vollbracht: Er ist mit Huddersfield Town sensationell in die Premier League aufgestiegen und hat die Klasse im ersten Jahr sensationell gehalten.
Im zweiten Jahr war die Punktausbeute so schlecht, dass sich die Wege vorzeitig, aber in Freundschaft trennten. Wagner war der Situation kaum gewachsen. Er hatte nur die Erfahrung aus seiner Zeit als Jugendtrainer bei der TSG Hoffenheim vorzuweisen und seine vier Jahre bei BVB U23.
Ein bisschen ähnelt sein Werdegang dem seines Schalker Vorgängers Domenico Tedesco. Er fing in der Jugend an, ist in seinem Umfeld sehr beliebt, nutzt seine Chance bei einem kleinen Verein – und bekommt plötzlich die große Chance. Die Frage ist: Ist das Risiko nicht zu groß?
Schalke hat eine verlotterte Mannschaft auf dem Platz stehen. Darüber kann der überraschende Derbysieg in Dortmund nicht hinwegtäuschen. Eigentlich braucht die Mannschaft einen, dem kein Spieler etwas vormachen kann und der das soziale Gefüge eines gebeutelten Kaders repariert.
Zum Beispiel einen wie Dieter Hecking. David Wagner aber verfügt nicht über dessen Erfahrung von vier Bundesliga-Vereinen, schlimmer noch: Die Bundesliga ist komplett neu für Wagner. Er hat hier in den 90er-Jahren ein paar Mal gespielt, ja. Aber das war’s auch schon.
Man durfte eigentlich annehmen, dass auf Schalke die Zeit der Experimente vorbei ist. Die Losung kann nach dem Absturz von der Vizemeisterschaft in den Tabellenkeller nur die Konsolidierung sein. Natürlich könnte David Wagner ein Glücksgriff sein. Aber warum dieses Risiko?
Dass er von 1995 bis 1997 beim FC Schalke gekickt hat, darf und kann kein Nachweis von Stallgeruch sein. Das ist zwei Jahrzehnte her. Sportvorstand Jochen Schneider muss in ihm etwas erkennen, das zukunftsweisend ist. Aber die Diskussion hatte man ja schon auf Schalke – mit Tedesco.
Solange der Verein die Spitzenpersonalie nicht bestätigt, bewegt sich die Diskussion darüber im Spekulativen. Man darf von der Schalker Führung erwarten, dass sie das Risiko kennt. Und man darf gespannt sein, mit welchem Argument er, sollte es so weit kommen, rechtfertigt wird.